Der kommende Seppitag läutet eine neue Ära im Kanuclub Nidwalden ein. An der für diesen Tag angesetzten Generalversammlung werden die Mitglieder einen neuen Präsidenten wählen – erst den zweiten in der 26-jährigen Geschichte des Nidwaldner Sportvereins. Den Verein gegründet und all die Jahre geprägt hat der Buochser Heinz Wyss. Der «Mister Kanu Nidwaldens», wie ihn die Nidwaldner alt Regierungsrätin Beatrice Jann einst in einem Interview umschrieb, als sie als OK-Präsidentin an der Junioren-Kanu-WM 2009 agierte. Das Amt habe sie übernommen wegen des «beispielhaften Engagements» des OK-Vizepräsidenten und Wettkampfleiters Heinz Wyss. Er sei die treibende Kraft des Kanusports
Kurz vorher erzielten die Nidwaldner Nachwuchsathleten die ersten Erfolge, nämlich an der WM 2007 in den USA. Allerdings nahm dies damals kaum jemand wahr, erinnerte sich Heinz Wyss kürzlich an einem Gespräch im Wassersportzentrum in Buochs. Das änderte sich 2009. Nidwalden zeigte sich verantwortlich für die Austragung der Junioren-WM. Ziel war es unter anderem, den Kanusport bekannter zu machen. Doch dazu später mehr.
Dass der Kanusport auf dem Vierwaldstättersee und auf der Engelberger Aa heute nichts Ungewöhnliches mehr ist, ist auf den Wunsch zweier Buben zurückzuführen, die Mitte der 1990er-Jahre Kanusport betreiben wollten. Es waren dies Reto und Silvan, die Söhne von Heinz Wyss. Er wusste: Würde der Virus Kanu definitiv zuschlagen, wäre es zeitlich zu aufwendig, ständig nach Luzern ins Training zu fahren. Und weil der Vater selbst ein versierter Kanufahrer ist (Wyss holte sich zusammen mit seinem Bruder Markus an der WM 1973 auf der Muota die Bronzemedaille im Kanadier-Zweier-Team), bot er nach Rücksprache
Mit acht Kindern gestartet, stieg die Zahl innert weniger Jahre weiter an, sodass Wyss klar war: Ohne Verein geht es nicht. 1999 erfolgte die Gründung. Eine standesgemässe Infrastruktur fehlte damals jedoch. Das erste Provisorium und die nachfolgenden Container bei der Badi Buochs-Ennetbürgen reichten bald nicht mehr. Eine fixe Lösung musste her. Gemeinsam mit dem Segelklub Ennetbürgen gleiste der Kanuclub Nidwalden das Projekt eines Wassersportzentrums in Buochs auf – und erhielt im Oktober 2011 die Zustimmung der Buochser und Ennetbürger Stimmbevölkerung für den Bau des 1,8 Millionen teuren Projekts. «Wir wussten, dass wir die beiden Gemeinden vom Projekt überzeugen mussten. Der Kanusport war damals noch wenig bekannt, das wollten wir ändern, indem wir die Nachwuchs-WM hierherholten. Der Anlass fand grosse Zustimmung», so Wyss rückblickend. 2014 feierte das Wassersportzentrum schliesslich Eröffnung. Wyss ist froh, dass das damals von der Grösse her nicht unumstrittene Projekt schliesslich so durchgekommen ist. «Es ist kein bisschen zu gross.»
Damit und mit der Gründung des Regionales Leistungszentrums (RLZ) der Zentralschweiz 2017 professionalisierte sich der Nachwuchssport mehr und mehr. Von der ersten Stunde an hatte die Nachwuchsförderung nämlich erste Priorität. Gerne wäre Nidwalden auch ein Leistungszentrum nationaler Bedeutung. Doch hierfür benötigt es eine Trainingsstrecke auf der Engelberger Aa. Ein Projekt für eine Slalom-Trainingsstrecke scheiterte 2017 an den Anwohnern. «Das war definitiv ein Tiefschlag und hat uns viel Geld gekostet», so Wyss. Buochs mit dem Vierwaldstättersee (Regatta) und der Engelberger Aa (Wildwasser) wäre nach wie vor prädestiniert als nationales Leistungszentrum – und das Thema noch nicht vom Tisch. Eine alternative Trainingsstrecke könnte zwischen Fadenbrücke und Messstation (ca. 350 Meter) realisiert werden, so Wyss. Voraussetzung ist der Nachweis einer Infrastruktur. «Die Strecke wäre ideal, hätte mehr Gefälle und Wasser als im unteren Bereich», erläutert der Noch-Präsident. Gespräche für die Realisierung einer Infrastruktur laufen. «Ich habe Hoffnung, dass wir diesbezüglich bald Bescheid bekommen werden.»
Dass durch den Wunsch zweier Kinder, Kanu fahren zu wollen, ein Verein mit 160 Mitgliedern und einem Nachwuchsteam von durchschnittlich rund 20 jungen Kanuten entstanden ist, macht Heinz Wyss glücklich. «Es macht Freude, zu sehen, was in all den Jahren entstanden ist und dass so viele Kinder Spass haben, diese Sportart zu betreiben.» Stolz fühle er deswegen nicht, aber Zufriedenheit. Und es ist ihm wichtig, zu betonen, dass er zwar treibende Kraft war fürs Kanufahren in Nidwalden. «Ohne die vielen Leute an meiner Seite, die sich für den Kanusport und den Verein eingesetzt haben, wäre all dies jedoch nie möglich geworden.» Es sei nun der richtige Moment, die Verantwortung als Präsident abzugeben, sagt der 72-Jährige. Er wird dem Kanuclub aber auch in Zukunft treu bleiben. Insbesondere das Projekt Kanustrecke wird er weiterbegleiten und – wer weiss – irgendeinmal auch noch zur Umsetzung bringen.
Bericht Nidwaldner Zeitung: Irene Infanger